
Unser Testwagen ist ein VW Tiguan Highline 4Motion BlueMotion Technology 2.0 l TSI mit 7-Gang-DSG in einem auffälligen, aber auch sehr schönen Habanero Orange Metallic - Bildnachweis: MOTORMOBILES
Die zweite Generation des SUV-Bestsellers im Fahrbericht
Die vergangenen zehn Jahre war der VW Tiguan soetwas wie der Goldstandard im Segment der Kompakt-SUVs. Volkswagen bediente das Segment sehr spät – aber avanzierte dennoch schnell zum Marktführer bei den kompakten Geländegängern. Seit April 2016 rollt nun die zweite Generation des VW Tiguan zu den Händlern. Mit dem neuen Tiguan bringen die Wolfsburger das erste SUV, das auf dem modernen modularen Querbaukasten (MQB) basiert. Wir haben überprüft, ob die Neuauflage des Gegner von Audi Q3, BMW X3 und Mercedes GLC hält was er verspricht. Unser Testwagen ist ein VW Tiguan Highline 4Motion BlueMotion Technology 2.0 l TSI in einem auffälligen, aber auch sehr schönen Habanero Orange Metallic.
Weiterhin der Klassenprimus?
Der neue Tiguan ist dabei neben Golf, Passat und Polo die bedeutsamste „Produktsäule“ der Marke Volkswagen zu werden. Der Neuausgabe des Tiguan präsentiert sich neben seiner aktualisierten Formensprache vor allen Dingen auch technisch mit einem hohen Perfektionsgrad voll auf der Höhe der Zeit. Auch für den ungeübten Betrachter läßt sich bereits auf den ersten Blick der deutliche Zuwachs erkennen. Die Scheinwerfer integrieren sich scheinbar nahtlos in den Frontgrill, dessen Chromrahmungen exakt in den Scheinwerferbereich übergehen.
Mit dem Modellwechsel hat der Tiguan in nahezu allen Dimensionen innen wie außen zugelegt. Das Größenwachstum mindert keinesfalls die optische Dynamik und Eleganz. Die schmal gehaltenen LED-Heckleuchten fügen sich gut in das leicht kantig wirkende Heck ein. Die Chrom-Umrandungen der Seitenfenster und des Schwellerabschlusses verleihen dem Wagen ein edles Finish und verraten zudem die von uns gefahrene Ausstattungsvariante „Highline“. Das große, selbstbewusst wirkende Markenemblem im Frontgrill beherbergt gleichzeitig die Radarlinse für die modernen Assistenzsysteme wie dem Abstandsradar.

Interieur
Beim Entern des Innenraums präsentiert sich unser Testfahrzeug in einer zweifarbigen Innenausstattung in Stormgrey/Schwarz, welche hochwertig anmutet und eine gute Farbkomposition darstellt. In puncto Bedienung bleiben kaum Wünsche offen. Das Interieur mit seinen Bedienelementen und Schaltern kennen wir bereits im positiven Sinne vom Golf, ebenso die nach wie vor auch in das Detail gehende gute Verarbeitung. Das schon zuvor für den Passat und den Audi TT verfügbare „Virtual Cockpit“ ersetzt die konventionellen analogen Rundinstrumente. Durch den Lenkradkranz des Multifunktionslederlenkrad wird dem Fahrer eine gute Sicht auf die volldigitalisierten 12,3 Zoll großen Cockpitinstrumente des „Active Info Display“ (510 Euro) gewährt, in das sich beispielsweise die Landkarte des Navigationssystem zwischen Tacho und Drehzahlmesser einblenden lässt. Das alles ist erstaunlich blendfrei ablesbar und sieht zudem noch verdammt gut aus. Obwohl nicht wenige Schalter und Bedienelemente vorhanden sind, erübrigt sich meistens der Blick in die Bedienungsanleitung. Das Bedienkonzept ist weitgehend intuitiv und zu einem großen Teil selbsterklärend. Das gut ablesbare Head-up-Display (565 Euro) ist durchaus sein Geld wert und hält den Blick dort, wo er hingehört: auf der Straße. Die zweifarbigen Sitze in einer Kombination aus dem Microvlies Alcantara und Stoff bieten viel Platz und ausreichend Seitenhalt, ohne die Insassen dabei wirklich in die Zange zu nehmen. Die Polsterung ist eine fein gewählte sportliche straffe Abstimmung. Genügend lange Beinauflagen und eine Lordosenstütze sorgen für zusätzliche Entlastung von Fahrer und Beifahrer auch auf längeren Strecken.

Selbst für grossgewachsene Fahrer und Beifahrer bleibt noch mehr als genügend Kopffreiheit. Mit deutlich besseren Platzverhältnisse als der Vorgänger präsentiert sich die neue Generation des Tiguan auch im Fond. Ein hohes Maß an Variabilität ergibt sich über die verschiebbare Rückbank. Selbst für fünf erwachsene Personen finden Platzverhältnisse mit genügend Schulterfreiheit vor.
Der Variabilität des neuen 4,49 Meter langen VW Tiguan dient zum Beispiel die ab der Ausstattungslinie Comfortline serienmäßig klappbare Durchreiche in der längs einstellbaren, asymmetrisch geteilten Rücksitzbank. Ebenso ist ab dieser Ausstattungslinie eine komplett umlegbare Beifahrersitzlehne an Bord. Die Rückbank ist mit einem Handgriff direkt vom Kofferraum aus klappbar. Vor allem wenn kleinere Personen oder Kinder im Fond Platz nehmen, lassen sich ohne gravierenden Komfortverlust einige Zentimeter Knieraum zugunsten einer Vergrößerung des Ladeabteils abzwacken. Rückt die verschiebare Rückbank ganz nach vorn, steigt das Ladevolumen von 520 auf 615 Liter. Klappt die auch in der Neigung verstellbare Lehne komplett um, passen in den Tiguan 1.655 Liter. Zum Vergleich: beim Vorgänger betrug das Ladevolumen noch 470 bis 1.510 Liter. Alles in allem vermittelt das neue Kompakt-SUV im Kapitel Interieur einen überzeugenden Eindruck gepaart mit guter Bedienung und erfreulich hohem Nutzwert. Der Tiguan dürfte sich dank seiner exzellenten Verarbeitung, der aufwendigen Kunststoffoberflächen und den Technikoptionen wieder zweifelsfrei den Benchmark im Segment der Kompakt-SUVs zurückerobert haben. Gratulation nach Wolfsburg.
Infotainment und Konnektivität vom Feinsten
Das Navigationssystem arbeitet zuverlässig und performant. Die Karten werden sogar – ganz goßes Kino – zusätzlich in das virtual Cockpit eingeblendet. Das animierte Cockpit und der Navigationsbildschirm in der Armaturenbrettmitte modern gestaltet, ohne aber übertreiben verspielt zu wirken. Aber das Infotainment-System bietet weitaus mehr und mit der Konnektivität des Smartphone auch noch alternative Navigationsmöglichkeiten. Die vielen Onlineinformationen, wie Google-Suche, live-Verkehrsmeldungen und News machen das Leben angenehmer. Google-Maps, Google-Suche, App-Connect. Neben FM-Radio ist optional auch der neue digitalradiostandard DAB+ integriert. Mit Touchscreen-Bedienung und Senderlogos auf dem Bildschirm. Per Bluetooth und USB-Anbindung läßt sich MP3 streamen. Im Handschuhfach befindet sich noch Ports zur Speichereinbindung per SD-Karten. Einen weiteren USB-Ausgang gibt es sogar für die Rücksitzbank. Da aber auch der Beifahrer häufig über ein eigenes mobile Device verfügt wäre es angebracht auch für die vorderen Passagiere mindestens zwei USB-Ports bereitzustellen.
Das in unserem Testwagen verbaute Head-up-Display (565 Euro) ist auch beim neuen Tiguan über einen kleinen Drehknopf anpassabr. Selbst groß gewachsenen Personen aus unserer redaktion konnten das HUD gut ablesen. Die Daten (Geschwindigkeit, Navigation und Assistenzsysteme) werden zuverlässig und deutlich auf die kleine Plexiglasscheibe projiziert. Die Projektion erhöht die Sicherheit und hält den Blick dort, wo er hingehört: auf der Straße.

Digitale Helferlein
In unserem Testwagen war eine vielzahl an Assisten verbaut. Neben einem Side-Assist Plus (Spurwechselassistent / Totwinkelwarner), Spurhalte-Assistent „Lane Assist“ war noch die automatische Distanzregelung ACC (intelligenter Tempomat) mit an Bord. Die Assistenten funktionieren gut und machen das Fahren angenehmer aber auch deutlich sicherer. Bestellt man die Systeme zusammen, werden aus der Vernetzung weitere „Module“ freigeschaltet. So kann sich der Tiguan zum Beispiel absolut souverän im Stop-and-Go-Verkehr den Fahrer vom lästigen Gasgeben, Bremsen und Spurhalten befreien. Dabei lenkt er selbstständig hinter dem vorausfahrenden Auto hinterher. Dies ist bereits ein konkreter Vorgeschmack auf das autonome Fahren. Was wir verständlicherweise nicht getestet haben ist der Emergency Assist. Er würde einen Ausfall des Fahrers erkennen und das Fahrzeug selbstständig am Fahrbahnrand zum Stehen bringen.
Motor und Traktion
Optional keyless und per Knopfdruck läßt sich der laufruhige Vierzylinder Benziner (2.0 TSI 4Motion) zum Leben erwecken. Der 180 PS starke Zweiliter harmoniert sehr gut zum Fahrzeug und überzeugt drehfreudig mit einen leicht sportlichen Ansatz. Unser allradgetriebener Testwagen läßt sich dank eines maximalen Drehmoments von 320 Newtonmetern – diese liegen bereits ab 1.500 Touren an – dynamischer und bei Gefallen sogar sportlicher bewegen. Die Kraft wurde wurde bei unserem Testwagen über das Siebengang-
Die Motorentscheidung gestaltet sich aufgrund der aktuellen Diesel-Diskussion für potentielle Käufer eventuell nicht ganz einfach. Wer in seinem Fahrprofil überschaubare Laufleistungen erwartet oder sich aus irgendwelchen anderen Gründen nicht für den Selbstzünder erwärmen kann, bekommt beim Tiguan II mit dem 180 PS starken Allradbenziner ein stimmiges Paket mit solider Antriebsleistung bei einem Normverbrauch von 7,3 Litern Super. Dies entspricht einer CO2-Emission von 165 g je gefahrenem Kilometer. Die angegebenen Verbräuche im Normzyklus lassen sich in der Praxis im Allgemeinen nur schwer reproduzieren. Trotzdem überhöhten wir während unserer alltagsnahen Testfahrten den kombinierten Normverbrauch dennoch „nur“ um einen knappen Liter und bewegten uns in einem Verrauchsbereich knapp oberhalb von 8 Litern je hundert gefahrene Kilometer. Der Verbrauch geht damit voll okay. Die Herstellerangaben beim Normverbrauch scheinen damit bereits unter realistischeren Bedingungen gemessen worden zu sein. Den Null-hundert-Paradesprint erledigt der 1,7 Tonnen schwere Tiguan II mit dem 180 PS starken 2.0 TSI in sportlichen 7,7 Sekunden. Auf Wunsch endet eine weitere Beschleunigung erst bei der Höchstgeschwindigkeit von 208 Stundenkilometern. Für komfortables Reisen stehen dem VW Tiguan die zwei Liter Hubraum ausgesprochen gut zu Gesicht. Wem die Fahrleistungen nicht genügen sollten kann zur stärkeren Leistungsvariante des 2.0 TSI mit 220 Pferdestärken greifen.
Technische Daten VW Tiguan 4Motion 2.0 TSI BlueMotion Technology Highline | |
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Hersteller: | Volkswagen |
Karosserie: | Kompakt SUV |
Motor: | 4-Zyl.- Ottomotor TSI BMT mit Direkteinspritzung und Turbocharger |
Start/Stopp-System | Ja |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) |
Antrieb | Allrad (4Motion) |
Hubraum: | 1.984 ccm |
Emissionsklasse | Euro 6 |
Leistung: | 132 (180) kW (PS) 3.940 bis 6.000 bei Umdrehungen pro Minute |
Drehmoment: | 320 Nm bei 1.500 bis 3.940 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 208 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) in s | 7,7 Sekunden |
Kombinierter Normverbrauch (ECE) | 7,4 - 7,3 Liter /100 km |
CO2-Ausstoß | 170 - 168 g/km |
NOx | 18,3 mg/km |
Effizienzklasse | D |
Kraftstoff: | Super Bleifrei (95 ROZ) |
Tankinhalt | 60 Liter |
Leergewicht | 1.645 - 1.862 kg |
Kofferraum | 393 bis zu max. 1.533 Litern |
Zuladung | 473 - 625 kg |
Zul. Gersamtgewicht | 2.160 - 2.260 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand | 4.606/2.099/1.673/2.677 mm |
Testwagenpreis | ab mind. 37.875,- Euro |
Fahreigenschaften
Im Handling des neuen Tiguan hat sich einiges getan. Die Lenkung fühlt sich im direkten Vergleich zum Vorgänger leichtgängiger an, ohne aber keineswegs indirekt oder schwammig zu wirken. Die leichtgängige aber präzise Lenkung ist beim Einparken von Vorteiln. Hier läßt sich der Tiguan auch ohne automatische Einparkhilfe sicher in eine Parkbucht dirigieren. Der Wendekreis ist in Anbetracht der Fahrzeuggröße angemessen.
Positiv zu erwähnen ist die gelungene Geräuschdämmung. Motor-, Wind- und Abrollgeräusche werden auf ein Mindestmaß gedämpft. Der auf 19-Zöllern vorfahrende Testwagen versteht sich darüber hinaus auf einen guten Kompromiss beim Ausbügeln von Fahrbahnunebenheiten. Hierfür zeichnen die Federelemente des adaptiven DCC-Fahrwerks (1045 Euro) verantwortlich. Die adaptiven Dämpfer zeigen sich selbst im Sportmodus noch komfortabel, wie es einige Wettbewerber nicht mal im Komfortmodus bieten können. Lediglich Fahrbahnkanten werden zuweilen etwas sportlich ungefiltert durchgereicht.
Auch wenn aber die über 1,7 Tonnen Leergewicht nicht zu überspielen sind, das Fahrverhalten ist absolut narrensicher. Überraschend positiv auch das Kurvenverhalten. Beeindruckend die möglichen Kurventempi. Der Tiguan warnt allzu übermutige Fahrer rechtzeitig mit einer leichten Tendenz Untersteuern um dann prompt vom feinfühlig regelnden ESC (ESP) wieder sicher eingefangen zu werden. Selbst bei extremen Fahrmanövern gibt sich das Kompkat-SUV keinerlei Blöße.
Wir waren mit dem Tiguan auch unter winterlichen Verhältnissen unterwegs. Gerade im Alltagsbetrieb dürfte die vorbildlich präzise Lenkung zum Tragen kommen. Auch der Fahrkomfort, der trotz 19-Zoll-winterrädern mit 235er Reifen (auf Schnee) zu überzeugen wusste.
Preise, Extras und Ausstattung
Der VW Tiguan 2.0 TSI 180 PS kostet mit der obligatorischen Kombination aus Allradantrieb und siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe mindestens 34.450 Euro. Das besser ausgestattete Topmodell Highline startet inklusive moderner LED-Scheinwerfer, Abstandstempomat, Klimaautomatik und Sitzheizung zu Preisen ab mindestens 37.875 Euro.
Bleiben sinnvolle Extras wie Navigationssystem (555 bis 2310 Euro), drahtlos beheizbar und infrarot-reflektierende Frontschiebe (345 Euro), schicke 19-Zöller (485 Euro) oder die mindestens 395 Euro teure elektrische Heckklappe. Ein Side-Assist Plus (Spurwechselassistent / Totwinkelwarner), Spurhalte-Assistent „Lane Assist“ und die automatische Distanzregelung ACC (intelligenter Tempomat) waren auch an Bord. Klasse Helferlein, die das Autofahren noch angenehmer machen. Bestellt man die Systeme zusammen, werden aus der Vernetzung weitere „Module“ freigeschaltet. So kann sich der Tiguan zum Beispiel alleine im stockenden Verkehr bewegen und selbstständig beschleunigen, bremsen und auch anhalten. Dabei lenkt er selbstständig hinter dem vorausfahrenden Auto hinterher. Bereits ein erster Vorgeschmack auf weitergehende autonome Fahrfunktionen. Der Emergency Assist würde sogar einen Herzinfarkt bemerken und das Fahrzeug selbstständig am Fahrbahnrand zum Stehen bringen. Ich habe es nicht ausprobiert, klingt aber interessant.
Fazit: Besonders in Sachen Design und Fahrdynamik hat der Tiguan deutlich gewonnen.
Das erste SUV aus Wolfsburg auf der Basis des modularen Querbaukasten (MQB) macht vieles besser, ist geräumiger, komfortabler und sicherer als sein Vorgänger. Mit der Neuauflage erhielt er nicht nur neue Proportionen – der neue ist länger, breiter und flacher als der Vorgänger – sondern auch ein weitreichendes optisches Update. Der Wagen punktet mit Design und Emotionen sowie mit gut funktionierender Technik. Der neue Tiguan vermochte bei den winterlichen Straßenverhältnissen während unseres Fahrberichts einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Das neue Kompakte VW-SUV gibt es allerdings auch nicht zum Schnäppchenpreis. Wobei der neue Tiguan sich trotz Größenwachstum immerhin in etwa auf dem Niveau des Vorgängers bewegt. Somit kann er mit den schärfsten Wettbewerber aus Fernost preislich mithalten. Kia und Hyundai verlangen mittlerweile selbstbewußte Preise. Der Preisaufschlag für VW hält sich deshalb in Grenzen. Die Ausstattung und das neue Qualitätsniveau spricht für das talentierte Kompakt-SUV aus Wolfsburg.
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